Image

Nein, eine Supergruppe sind sie nicht. Angesprochen auf die Titulierung antwortet Frontmann Jeff Clarke eher mit einer Mischung aus Achselzucken und Belustigung. Dabei wäre es gar nicht so abwegig, diese Kapelle als solche zu bezeichnen. Benannt nach einer Single von Demon’s Claws vereinen sich hier unter dem Namen Hellshovel schließlich Mitglieder diverser kredibieler Bands der Sorte ‚gut sortierter Plattenschrank‘.

Als ob das nicht schon genug wäre, hatten zudem noch Bloodshot Bill und King Khan ihren Anteil an der Sache. Wie groß der genau war, welche Rolle psychedelische Drogen bei der Entstehung der Songs spielen und warum er wohl nie wieder Teppiche ausliefern wird, verriet uns Mr. Clarke bei einem äußerst sympathischen Gespräch in der Raucher-Lounge des White Trash, nur wenige Stunden bevor er zusammen mit seiner Band auf der kleinen Bühne im Restaurant ein furioses Garagen-Feuerwerk zündete.

? Was ist mit Hellshovel anders, als bei Demon‘s Claws?

Jeff Clarke: Die Songs sind anders und das Touren einfacher. Das Ganze hat mehr den Charakter eines Soundtrack-Projektes, das sich in eine richtige Band verwandelt hat.

? Vom Projekt zur Band also?

Jeff Clarke: Ja, ich glaube mittlerweile ist es eine richtige Band. Das hat sich so entwickelt. Alles fing ja nur mit ein paar Aufnahmen an, als quasi Rechtfertigung, um mit den anderen Jungs auf Tour gehen zu können.

? Was war die Initialzündung für die Gründung von Hellshovel?

Jeff Clarke: Es ging um die Idee überwiegend instrumentalische Film-Soundtracks zu kreieren. Außerdem konnte Demon‘s Claws nicht auf Tour gehen, daher wollte ich das mit den anderen Jungs machen. Wir nahmen also Songs auf und veröffentlichten ein paar Singles. Dann kam Dale dazu. Zusammen schrieben wir mehr und mehr Stücke, bis wir Material für ein ganzes Album hatten. Es entwickelte sich also nach und nach und war schließlich das, was es heute ist.

? Auf eurer Myspace-Seite steht unter der Rubrik ‚Klingt Wie‘ unter anderem ‚Whale Noises‘ und ‚Crossing the street‘. Kannst du das näher erläutern?

Jeff Clarke: (lacht) Das hat sicher Dale reingestellt.

? Auch der Name von ‚Olive Cromwell‘ steht dort geschrieben. Was hat es damit auf sich?

Jeff Clarke: (lacht laut) Das ist wohl auch auf Dales Mist gewachsen.

? Es wird noch besser: Unter Einflüsse findet man den Eintrag ‚mist and fog‘.

Jeff Clarke: (lacht noch lauter) Vielleicht beschreibt das die Dinge, die Dale momentan so im Kopf herumschwirren.

? Ende Mai veröffentlicht ihr mit ‚Hated by the Sun‘ eurer neues Album. Bitte beschreibe die Platte in drei Sätzen. Was würdest du sagen um mich vom Kauf der Scheibe zu überzeugen?

Jeff Clarke: Sie klingt, als ob sie mit einem Ghetto-Blaster aufgenommen wurde. Es hat außerdem auch zwei Jahre gedauert, um sie aufzunehmen, wofür es aber absolut keine Entschuldigung gibt. Wir sind glücklich über das Ergebnis, da die Songs genauso klingen, wie sie es auch sollen.

? Was ist die Geschichte hinter dem Song ‚The Rise and Fall of Darth Maul‘?

Jeff Clarke: Das ist einfach ein verrückter Titel, wie wir sie unseren Stücken gerne geben. Der Song klingt nach Science-Fiction. Beim Hören kam mir ständig Darth Maul in den Sinn – also sein Aufstieg, bis zu dem Punkt wo er in zwei Hälften geteilt wird. Ich musste bei dem Stück aber auch an Star Trek denken. Daher passt der Titel gut.

? Die Single ‚summers over‘ kam damals im Package mit einer 3D Brille in die Regale. Ein Zugeständnis an den Fortschritt, oder doch eher Retro-Bekenntnis?

Jeff Clarke: Wahrscheinlich beides. Fortschritt und Retro. Ich glaube aber, die Brillen funktionieren nicht mal.

? Inwiefern?

Jeff Clarke: Wenn man sie aufsetzt stellt sich der gewünschte Effekt nicht ein. Zum Glück merken das die Leute aber erst, wenn sie schon zuhause sind. Man sollte sie also lieber gleich in der Plastikverpackung lassen.

? Wie wichtig sind psychedelische Drogen bei der Entstehung eurer Stücke?

Jeff Clarke: Überraschender Weise spielen die überhaupt keine große Rolle. Ich glaube, dass haben wir in unserer Jugend schon reichlich ausprobiert. Wahrscheinlich schimmert das immer noch durch. Das psychedelische Element in unserer Musik ergibt sich einfach aus dem Umstand, dass wir nicht wissen, wie man richtig spielt.

? Werden auf der neuen Platte versteckte satanische Botschaften zu finden sein?

Jeff Clarke: Vielleicht ja, vielleicht nein. Das ist schwierig zu sagen. Ein Song geht in Richtung ‚dungeon and dragon‘, was ja aber auch nicht explizit satanisch ist.

? Wie wichtig ist euch bei allem was ihr tut der DIY Aspekt?

Jeff Clarke: Sehr wichtig. Deswegen hat es diesmal ja auch so lange gedauert. Wir haben schlicht und ergreifend fast alles selber gemacht. Ich habe mich zum Beispiel um die komplette Abmischung gekümmert. Das lief so, dass wir erst die Bassspuren in einem Studio aufgenommen, die Gesangparts im Anschluss aber wieder zuhause eingesungen haben.

? Klingt nach klassischem ‚Home-Recording‘

Jeff Clarke: Genau das war es unter vielen Gesichtspunkten auch. Manchmal klingt es dadurch etwas merkwürdig. Ich habe die Dinge beim Mixen manchmal nicht so gemacht, wie sie ein Profi gemacht hätte, sondern so, wie ich es wollte. Manche Stücke kommen auch ganz schön ‚trashy’ daher, ganz einfach weil ich es nicht anders hinbekommen habe. Dazu kamen noch Probleme mit der Technik. Manchmal wurden Dinge auch aus Versehen gelöscht. Da ich die Dateien nicht nummeriert hatte, war es oft ohnehin schier unmöglich, etwas wiederzufinden, was manchmal ganz schön frustrierend war.

? Ist Hellshovel eine ‚super-group‘?

Jeff Clarke: Wohl eher nicht.

? Über genau diese Bezeichnung bin ich bei meiner Recherche aber gestolpert. Schließlich bist du ein Teil von Demon‘s Claws und auch King Khan scheint bei Hellshovel ja seine Finger mit im Spiel gehabt zu haben.

Jeff Clarke: Vielleicht ist ja King Khan der Grund für diese Bezeichnung, vielleicht stammt sie ja sogar von ihm. Ich denke ja nicht so, aber es ist schon eine schöne Vorstellung, wenn uns manche Leute als ‚super-group‘ wahrnehmen.

? Was war die Funktion von King Khan?

Jeff Clarke: Ich glaube nicht so viel. Er war einfach da – als Kreativer.

? Und wie verhält es sich mit Bloodshot Bill?

Jeff Clarke: Der spielte Schlagzeug auf der Platte und ein paar Konzerte mit uns. Er macht ja aber sein eigenes Zeug, daher war klar, dass er nicht ewig bei uns sein würde.

? Wer kümmert sich bei euch ums Artwork?

Jeff Clarke: Das Cover der neuen Platte stammt von mir. Poster, T-Shirts und auch die 7“ mit der 3D-Brille als Beigabe kam von meiner Freundin. Sie ist Zeichnerin. Ich stelle mich da eher dumm an. Das letzte Albumcover war aber wie gesagt ein Fotoprojekt von mir.

? Wo überall auf der Welt verteilt wohnen eigentlich die Mitglieder von Hellshovel?

 Jeff Clarke: Dale lebt hier in Berlin. Ich bin von Montreal nach Toronto gezogen. Simon, unser Bassist, ist aus Paris und wir haben einen israelischen Schlagzeuger.

? Verrate mir bitte deine ‚all time top three records‘?

Jeff Clarke:   Waylon JenningsLonesome On`ry and Mean’,

Moetley Crue ‘Theater of Pain’,

Joan Jett and The Blackhearts ‚I Love Rock and Roll‘,

I Love Rock and Roll war gleichzeitig auch die erste Scheibe, die ich mir gekauft habe. Mir gefällt aber so ziemlich alles – ich kaufe nicht mal Platten, sondern schaue viel Fernsehen.

? Brauchst du neben der Musik noch Jobs, um dir den Lebensunterhalt zu verdienen?

Jeff Clarke: Ja. Ich habe da schon viele verschiedene Sachen gemacht. Bis vor kurzem habe ich Teppiche für eine fette griechische Frau und ihre lesbische Tochter ausgeliefert. Allerdings nur solange, bis sie mich rausgeschmissen haben, weil ich Teppiche im Wert von 3000 Dollar an der Laderampe vergessen hatte. Ich dachte, die Dinger lägen schon im Wagen. Ich kam also zurück und wurde von ihnen für die Fuhre bezahlt, aber zehn Minuten später haben sie mich dann angerufen und meinten, da wären keine Teppiche im Wagen.

? Klingt wie die Szene aus einem Film.

Jeff Clarke: Am Telefon haben sie dann angefangen mich anzuschreien. Ich mag es aber nicht besonders, wenn man mich anschreit. Ich habe ihnen also gesagt, sie sollen ihre Teppiche doch einfach selbst dort abholen. Als nächstes habe ich in einem veganen Restaurant gearbeitet. Es war das erste Mal, dass ich überhaupt in einem Restaurant gearbeitet habe und es war ziemlich aufreibend. Wenn ich eine Karotte schneiden sollte, sah es hinterher so aus, als hätte ich sie einfach totgeschlagen. Das war gar nicht gut. Die Leute waren mir dort aber zum Glück wohlgesonnen.

? Danke für das Gespräch.

Jeff Clarke: Danke Dir.